Die Schützenbruderschaft St. Sebastian Endorf wurde nachweislich im Jahre 1778 gegründet und konnte 2003 ihr 225-jähriges Bestehen mit einem großen
Jubiläumsschützenfest feiern. Unsere aus dem Jahr 1978 von Frau Dr. Maria Rörig und vielen Helfern verfasste Chronik zeigt anschaulich die Entwicklung der Bruderschaft im Laufe der Jahrzehnte und
vermittelt ein Bild der jeweiligen Zeiten, die nicht immer einfach waren. Auch die illustrierte Festschrift als Fortsetzung der Chronik aus den Jahr 2003 vermittelt dem Leser die Entwicklung unserer
Bruderschaft.
Es wird immer wieder deutlich, dass die Bindung zur Kirche in traditioneller Form gepflegt wurde, welches sich auch heute noch u.a. darin dokumentiert, dass der jeweilige Pastor der Kirchengemeinde
in Endorf Präses der Bruderschaft ist und gleichzeitig dem sog. Ältestenrat, dem Ehrengericht, vorsitzt. Diese Besonderheit dokumentiert die Weitsicht der Satzungsväter, die damit eventuelle
Zwistigkeiten innerhalb der Bruderschaft durch Weisheit und Übersicht gelöst sehen wollten. Gott sei Dank musste dieses Ehrengericht bis heute noch nie in Anspruch genommen werden.
Die Aktivitäten der Bruderschaft im Kirchenjahr sind besonders geprägt durch die Teilnahme der Schützenbrüder am Patronatsfest des Hl. Sebastian und der
Fronleichnamsprozession. Das alljährlich gefeierte Schützenfest ist wie in den anderen Sauerländer Schützenbruderschaften auch in Endorf, Recklinghausen und Bönkhausen das Fest der Feste für die
dörfliche Gemeinschaft. Dort treffen die Schützenbrüder und deren Familien viele Gäste, frühere Einwohner des Ortes und Freunde und Bekannte.
Natürlich werden auch heute Satzung, Vereinsleben, Schützenhalle und Aktivitäten an die Zeit angepasst. Dies geschieht jedoch immer mit Blick auf unsere Traditionen und jenem Fingerspitzengefühl,
welches einen schnellen Zeitgeist vermeidet oder relativiert.
Die gute Nachbarschaft mit den Bruderschaften der Umgebung, Jubiläen sowie Feste des Sauerländer Schützenbundes und des Kreisschützenbundes des Altkreises Arnsberg sind uns ebenso wichtig wie die
Begleitung dörflicher Aktivitäten und dem Vereinsleben der vielen Endorfer Vereine. Dies ist für die Schützenbruderschaft umso selbstverständlicher, da fast alle männlichen Mitglieder der anderen
Vereine auch Mitglieder der Schützenbruderschaft sind.
Derzeit beläuft sich die Anzahl unserer Mitglieder auf 657. Dies unterstreicht den Anspruch der Schützenbrüder als Klammer zwischen der Kirchengemeinde, den Vereinen und auch nicht aktiven oder
später zugezogenen Personen und Familien im Dorf.
In einer Zeit, in der Schnelligkeit, Hektik und Stress häufig die Oberhand gewinnt, ist es nicht immer einfach, Traditionen zu pflegen und Heimatsinn zu leben.
Ebenfalls ist es ab und an mit Mühe verbunden, die Ideale der Bruderschaften Glaube-Sitte-Heimat mit Leben zu füllen und dem Anspruch dieser Werte gerecht zu werden.
Die Schützenbruderschaft St. Sebastian sieht sich als Mittler zwischen neuen Formen des gesellschaftlichen Lebensablaufes und überlieferten Kernaussagen. Dies schließt auch und insbesondere die
ständige Überprüfung von Handlungsweisen ein, die es auch in Zukunft fast allen ermöglichen, in unserer Schützenbruderschaft Mitglied zu sein, die Königswürde zu erringen und Verantwortung im
Vorstand zu übernehmen.
All denen, die sich auf vielfältige Weise um die Schützenbruderschaft verdient gemacht haben, sei für ihr Engagement an dieser Stelle recht herzlich gedankt.
Mit dem Namen Sebastian verbinden wir in unserer Gemeinde so manches - ist der Heilige Märtyrer doch Patron der Schützenbruderschaft, der Gemeinde, der Kirche, des Kindergartens und unserer Grundschule. Selbstverständlich ist ihm auch eine Straße in Endorf gewidmet. Jahr für Jahr feiern Schützenbruderschaft, Gemeinde und Schule den Festtag des Heiligen am 20. Januar.
Schauen wir kurz in Sebastians Leben: Seine Überzeugung bringt ihm grausame Folter und schließlich den Tod; aber er hält fest an dem, was er als richtig erkannt hat. Er hält fest an den Geboten
Gottes und der Lehre Jesu. Sicher hätte er seine Position als Offizier in der Leibgarde des römischen Kaisers Diokletian (284-305) ausnützen können, um ein sicheres Leben in Wohlstand und Anerkennung
zu führen. Aber den inneren Konflikt kann er nicht aushalten. Er kann sich selbst nicht verleugnen. Schon in frühester Jugend mit der Lehre der Christen konfrontiert, wird er ein überzeugter Anhänger
Jesu. Die junge Kirche hat es nicht leicht; es wütet die schlimmste Christenverfolgung im römischen Reich. Anhänger der Lehre Jesu zu sein, hatte schon so manchen das Leben gekostet. Und doch bleibt
Sebastian mit jeder Konsequenz ein Christ - auch in seinem späteren Beruf als Soldat und Offizier. Als jedoch unter Kaiser Diokletian die Christenverfolgung ihren Höhepunkt erreicht, wird Sebastian
wegen Anstiftung zum Widerstand gegen die Staatsgewalt angeklagt und schließlich verurteilt. Zur Vollstreckung des Todesurteils übergab man ihn den Bogenschützen, die ihn so lange mit Pfeilen
beschossen, bis er blutüberströmt zu Boden sank und für tot gehalten wurde. Als christliche Freunde ihn begraben wollten, fanden sie ihn noch am Leben und pflegten ihn gesund. Mutig stellte er sich
dem Kaiser, um ihm öffentlich Vorhaltungen zu machen wegen seiner Grausamkeit gegenüber den Christen. Der Tyrann erschrak zutiefst, als er den Todgeglaubten plötzlich vor sich sah, ließ Sebastian
aber erneut ergreifen und mit Keulen totschlagen.
Ein mutiges Zeugnis auch für uns Christen heute.
Gemäß unserer Satzung ist der jeweilige Pastor der St. Sebastian Kirchengemeinde Endorf gleichzeitig der geistliche Präses der Bruderschaft und somit auch Vorsitzender des Ältestenrates.
Pastor Ralf Thelen, Präses der Schützenbruderschaft Endorf, verstarb leider am 21.09.2017.
Im Jahr 1982 wurden aufgrund der erworbenen Verdienste von der Generalversammlung zwei Ehrenbrudermeister gewählt:
Klemens Vornweg, der die Bruderschaft 12 Jahre als Brudermeister führte und anschließend lange Jahre im Kreisschützenbund weiter wirkte, und Johannes Cordes (†), der als Brudermeister federführend den Bau der jetzigen Schützenhalle voran brachte.
Im Jahr 2001 wurde von der Generalversammlung mit großer Mehrheit der Beschluss gefasst, die Ehrenvorstandsmitgliedschaft als einen Pfeiler für verdiente
Vorstandsmitglieder zu schaffen. Es wurden Kriterien festgelegt, nach denen ein Vorstandsmitglied zum Ehrenvorstandsmitglied ernannt werden kann.
Im Jahr 2001 waren dies Franz-Josef Dünnebacke und Werner Orgelmacher, die lange Jahre die Geschicke der Bruderschaft mit gestaltet hatten und Heiko Weeken, der im Jubiläumsjahr sein 32. Jahr als
Fahnenträger absolviert.
Meinolf Böhmer und Josef Mertens kamen im Jahr 2006 neu in den Ehrenvorstand. Meinolf Böhmer hat als 1.Brudermeister 9 Jahre die Bruderschaft erfolgreich geführt und war zuvor 6 Jahre im
Männervorstand. Josef Mertens hatte während seiner 13 jährigen Dienstzeit insgesamt 4 Funktionen inne. Jungmännervorstand, Adjutant, Kassierer und Geschäftsführer. Beide haben das Jahrzent durch
diverse Baumaßnahmen, aber besonders durch die Organisation und Durchführung des Jubelfestes 2003 entscheident mitgeprägt.
Neben dem Vorstand wird ein Ältestenrat gebildet, der aus dem Präses (Vorsitzender) und 4 weiteren verdienten Mitgliedern (die das 65. Lebensjahr vollendet haben sollen) besteht. Der Ältestenrat ist
das Ehrengericht der Bruderschaft.
v.l.n.r.:Heinz Fischbach; Johannes Than; Ralf Thelen(†); Otto Rademacher; Dieter Hammecke-Neuhaus